Neue Besen kehren teurer

Brüssel und Berlin wollen das Monopol der Schornsteinfeger knacken:

Gleich waschkörbeweise landen Beschwerden jährlich im Stuttgarter Wirtschaftsministerium. »Besitzstandswahrer« und »Wegelagerer«, fluchen Hausbesitzer. »Das Monopol aus der Nazizeit muss weg« fordern Bürgerinitiativen. Es geht um den Berufsstand der Schornsteinfeger. Galten die schwarz gekleideten Gesellen jahrhundertelang vor allem als Glücksbringer, die vor Hausbrand schützten, sehen viele Deutsche ihre Dienstleistung heute als den Inbegriff der »Abzocke« an.

Schornsteinfeger bei der Arbeit
Muss er bald um Kunden kämpfen? Die Politik verlangt mehr Wettbewerb unter Kaminfegern. Foto: Bundesverband der Schornsteinfeger

Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hatte es bereits auf die Schornsteinfeger abgesehen. Ihr Monopol bei der Überprüfung von Heizungsanlagen sollte als Beitrag zum Bürokratieabbau fallen. Momentan schweigt die Bundesregierung zu dem Thema. Doch bis zum Jahresende ist sie von der Wirtschaftsministerkonferenz aufgefordert, einen Reformvorschlag vorzulegen. Und aus Brüssel macht die EU-Kommission Druck. Sie hat wegen des Monopols gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet.

aus: Die Zeit vom 25.11.2004

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